Wicklow Mountains
Der Osten Irlands ist fast
durchgängig erschlossen,
immerhin liegt hier die Stadt
Dublin. Dementsprechend gut
ausgebaut ist auch die
Infrastruktur in diesem Teil des
Landes. Um so schöner ist es,
dass sich die Wicklow Mountains
zum größten Teil ihren
ursprünglichen Reiz bewahren
konnten. Nicht nur Touristen,
sondern auch Einheimische und
vor allem Dubliner fahren gerne
in dieses Gebiet. Um die
Dubliner, die doch ein ganz
besonderes Völkchen sind, das
sich gerne von den restlichen
Einwohnern Irlands abgrenzt,
kennenzulernen, reicht oft auch
ein Besuch in dieser Berggegend.
Die Wicklow Mountains – Eine
Gegend voller Magie und
verführerischer Einsamkeit
Das Gebiet um die Wicklow
Mountains herum, das Wicklow
County, wird gerne auch der
„Garten Irlands“ genannt und ist
zum größten Teil ein
Nationalpark. Da Irland gerne
als „die grüne Insel“ bezeichnet
wird, kann man sich also
vorstellen, dass die Schönheit
dieser Gegend ausgesprochen
herausragend sein muss. Die
Häuser, Schlösser und Parks dort
sind immer einen Besuch wert. Im
Sommer kann man sogar einige der
privaten Gärten betreten. Die
Powerscourt House & Gardens sind
nur einer davon. Sogar der
berühmte Fürst Pückler fand
seinen Weg dorthin. Das
dazugehörige Schloss brannte in
den 1970er Jahren vollständig
nieder und wurde erst in den
1990ern vollständig restauriert
wieder der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht. Im Café des
Schlosses kann man hervorragend,
wenn auch nicht ganz billig,
speisen. Ganz in der Nähe ist
auch der Powerscourt-Wasserfall,
dessen Wasser sagenhafte 121 m
nach unten in den Dargle River
stürzt.
Die Wicklow Mountains sind
Irlands größtes
zusammenhängendes Bergareal. Mit
1190 m erhebt sich der Berg
Lugnaquilla am höchsten. Er ist
auch der zweithöchste Berg in
ganz Irland. Nicht nur Bergfans
werden von der Schönheit dieses
Gebietes begeistert sein. Selbst
Menschen, die ansonsten die
Ebenen den Höhen vorziehen,
werden sich der Faszination, die
die Wicklow Mountains auf die
Besucher ausüben, nicht
entziehen können. Hier werden
die alten Legenden und Mythen
wieder lebendig. Das alte Irland
mit seinen Feen und anderen
Sagengestalten ist hier in den
Tälern und Hügeln, den Wäldern
und den Mooren noch spürbar. Die
Rebellen früherer Tage zogen
sich gerne hierher zurück, denn
sie waren für die englischen
Besatzer, in diesem in
vergangenen Tagen doch eher wild
zu nennenden Gebiet, schwer
aufzuspüren.
Einen ganz besonderen Ruf
erarbeiteten sich die Wicklow
Mountains zu Zeiten des
Goldrausches, als man auch in
Irland mit fieberhaftem Eifer
nach Gold suchte. Gefunden hat
man allerdings nicht allzu viel
davon – sprich: überhaupt
nichts. Die Geschichten, die
sich um die sprichwörtlich
sagenhaft großen Goldschätze der
Wicklow Mountains ranken,
verstummen deswegen aber noch
lange nicht. Die Iren lieben
einfach gute Geschichten, die
man sich gegenseitig oder auch
einem interessierten Besucher im
Pub bei einem Glas irischem
Whiskey erzählen kann. Und wer
weiß: Vielleicht findet eines
Tages doch noch jemand ein paar
Gold-Nuggets. Das würde den
sowieso schon großen Ansturm der
Besucher und natürlich auch der
Iren noch weiter anwachsen
lassen. Glendalough – Klosteranlage
im Herzen der Wicklow Mountains
Für die Besichtigung von
Glendalough, dem Tal mit den
zwei Seen, empfiehlt es sich,
einen ganzen Tag zu reservieren.
Das ist eine der beiden
wichtigsten Klosteranlagen
Irlands. Glendalough ist ein
Relikt aus frühchristlichen
Tagen. Dennoch war die Zeit
gnädig, denn die Klostersiedlung
ist erstaunlich gut erhalten.
Die Klosteranlage selbst wurde
im 16. Jahrhundert zerstört. Bis
weit über das Mittelalter hinaus
war Glendalough jedoch das „Rom
des Westens“, also ein
ausgesprochen beliebtes Ziel der
Pilger. Am Lower Lake befindet
sich das Besucherzentrum, das
umfangreiche Informationen
bietet. Auch die Kathedrale, die
Marienkirche, das Priesterhaus,
die Kirche des hl. Kieran, der
Rundturm und St. Kevin’s Kitchen
sind dort versammelt. Die Kirche
des Gründers Kevin als Kitchen
(engl. Für Küche) zu bezeichnen
ist eigentlich nicht besonders
respektvoll, doch wer den arg
kurzen Turm dieser Kirche
gesehen hat, wird ebenfalls
bemerken, dass dieser eher wie
ein Küchenkamin aussieht. Am
Upper Lake befindet sich unter
anderem die Eremitenklause von
Kevin. Diese ist nur noch
fragmentarisch erhalten, aber
dennoch sehenswert, vor allem,
weil sich so viele Geschichten
um das Leben von Kevin ranken.
Erkundung der
Wicklow-Mountains
Die Military Road war von den
englischen Besatzern einst
erbaut worden, um die Rebellen
in den Berger leichter aufspüren
und erreichen zu können. Heute
wird sie gerne von den Besuchern
befahren, denn sie führt an den
schönsten Stellen der Wicklow
Mountains vorbei. Von Dublin aus
folgt man den Straßenschildern
zur R 115. Der Weg zu den
Mountains ist dann deutlich
erkennbar ausgeschildert. Über
lange Strecken ist diese Straße
von sehr einsamen und
menschenleeren Abschnitten
umgeben. Dass diese Straße einst
von Touristen befahren werden
würde, hätten sich die Engländer
wohl nie träumen lassen. Aber
vielleicht könnte man das
einfach einen späten Triumph der
Rebellen über die Besatzer
nennen.
Wer nicht allzu viel Zeit hat,
der kann die Wicklow Mountains
durchaus auch in nur einem Tag
erkunden. Für mehr als bloßes
Durchfahren der Landschaft
reicht die Zeit dann aber nicht,
ausgedehnte Wandertouren
entfallen somit. Die
Wanderrouten sind nur zum Teil
einfach zu begehen. Das Wetter
in den Bergen Irlands kann
manchmal sehr rasch umschlagen.
Ohne Funktionskleidung und gute
Wanderschuhe sollte man besser
im Auto bleiben. Für die
schwierigeren Abschnitte muss
man generell Erfahrung oder
zumindest erfahrene Begleiter,
gute Wanderkarten und eine
solide Ausrüstung mitbringen.
Ein Handy mitzuführen, das im
Notfall den Kontakt zur
Außenwelt sicherstellt, ist
immer eine gute Idee. In den
Tälern ist der Empfang
allerdings mies. Für eine gute
Verständigung muss man schon auf
die Hügel steigen. Da das im
Notfall natürlich nicht immer
möglich sein wird, ist größte
Vorsicht oder das Ausweichen auf
einfache und belebtere Strecken
angebracht.
Im Sommer und an den Wochenenden
ist es in den Wicklow Mountains
mittlerweile nicht mehr
besonders einsam. Wer dem
zunehmenden Tourismus und seinen
oft schon spürbaren negativen
Auswirkungen entkommen möchte,
sollte nach Möglichkeit auf
andere Zeiten ausweichen. Sehenswertes in der Umgebung
der Wicklow Mountains
Die Wicklow Mountains gehen an
ihren Randgebieten in die
Ausläufer der Dublin Mountains
über, die sich an den südlichen
Stadtrand der Großstadt Dublin
anschließen. Wer mit
Großstadt-Flair wenig anfangen
kann, sollte sich eher an den
nördlichen Rand der Wicklow
Mountains begeben. Dort liegt
das idyllische Städtchen
Enniskerry. Es erweckt den
Anschein, als ob mittels einer
Fotografie ein Schweizer
Bergdorfes nach Irland gebeamt
worden wäre und sich dort
hervoragend eingepasst hätte. In
dieser Gegend sind allerlei
Bauvorhaben im Gange,
möglicherweise wird aus
Enniskerry eines Tages eine
Touristenhochburg oder ein
nobler Vorort von Dublin. Noch
ist es nicht so weit, aber die
Tage der beschaulichen Ruhe sind
womöglich schon gezählt. Wer
diese noch erleben möchte,
sollte sich mit dem Besuch nicht
mehr allzu viele Jahre Zeit
lassen.
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